Wenn Klientinnen und Klienten mit dem Thema „Zeit- und / oder Selbstmanagement“ ins Coaching kommen, geht es häufig auch um das sogenannte Prokrastinieren, also das Aufschieben von anstehenden beruflichen oder privaten Verpflichtungen. Bevor sie sich einer dringlichen und wichtigen Aufgabe widmen, lenken sie sich ab, scrollen durch Instagram und Co. oder nutzen die Zeit für weniger dringliche und wichtige Tätigkeiten.
Brian Tracy sagt in seinem Buch „Eat that Frog“: „Es gibt einfach nicht genug Zeit für alles auf unserer To-do-Liste. Und wird es niemals geben. Denn in unserer dynamischen und flexiblen Welt scheinen die Aufgaben immer zahlreicher und dringender zu werden. Erfolgreiche Menschen versuchen nicht, alles zu erledigen. Sie lernen stattdessen, sich auf die wichtigsten Aufgaben zu konzentrieren und sicherzustellen, dass diese erledigt werden. Sie „essen ihre Frösche“.“ (Link zu Amazon)
Mit dem bekannten „Eisenhower-Prinzip“ wird ähnliches versucht. Alle anstehenden Aufgaben werden nach den Kriterien von dringlich und wichtig bzw. nicht dringlich und nicht wichtig bewertet. Doch vielen Menschen fällt genau diese Unterscheidung schwer. Wie durch einen Nebel erscheinen alle Aufgaben gleich bedeutsam.
Brian Tracy schlägt vor, die unangenehmste / schlimmste Aufgabe für den Tag gleich am Morgen hinter sich zu bringen. Für Menschen wie mich, die gerne Dinge erledigen und denen es leichtfällt, mit dem Unangenehmen anzufangen, macht dieser Ansatz total Sinn. Für mich ist es eine große Befriedigung Aufgaben abzuhaken und es stellt sich ein leichtes, befreites Gefühl ein. Doch wie geht es denjenigen, die sich damit schwertun?
Die Frage hat mich dazu gebracht mich zu fragen, wo ich prokrastiniere. Denn auch wenn mein Schweinehund für Aufgaben wie Steuererklärung, Finanzcheck und Büroorganisation sehr klein ist, gibt es natürlich auch in meinem Leben Aufgaben, denen ich mit weniger Motivation begegne oder gekonnt verdränge. Ich gehe z. B. sehr ungern Einkaufen und mit Gartenarbeit kann man mich auch jagen. So gibt es sehr wahrscheinlich für jeden von uns Aufgaben, auf die wir „Null-Bock“ haben und lieber aufschieben.
Welche Aufgaben schiebst du auf?
Immer mehr Menschen (weltweit ca. jeder Fünfte) sind von dem Zeit- und Leidensdruck, der durch das Aufschieben von unangenehmen, aber wichtigen Aufgaben entsteht, betroffen. Ganz nach dem Motto „Morgen ist auch noch ein Tag“, zeigt sich das Phänomen häufig schon im Studium, weshalb Prokrastination auch als „Studierendensyndrom“ bekannt ist. Ausgeprägter Perfektionismus, die Angst vor dem Scheitern als auch mangelnde Impulskontrolle sind mögliche Gründe. Es lassen sich zwei Typen von Prokrastination unterscheiden: passive und aktive Prokrastinierende. Menschen, die aufgrund mangelndem Selbstvertrauen, großen Selbstzweifeln und der Angst vor dem Scheitern aufschieben, werden in der Psychologie den passiven Prokrastinierenden zugeordnet. Sie leiden unter dem zunehmenden Zeitdruck so sehr, dass sie weiter aufschieben. Jene, die die Psychologie aktive Prokrastinierende nennt, brauchen den steigenden Zeitdruck, da erst dieser sie zu ihrer optimalen Performance, mit zuweilen ekstatischen Gefühlen führt.
Prokrastinierst du aktiv oder passiv?
Ob du dir nun eine „Küss-den-Frosch“-Liste oder eine „Null-Bock“-Liste anlegst, die Philosophie dahinter ist die gleiche. Liste alle ungeliebten Tätigkeiten, einmalige wie regelmäßige, auf und erledige gleich am Morgen eine davon. Vielleicht kommst du dabei richtig in Schwung und erledigst gleich noch eine zweite oder dritte Aufgabe. Doch selbst wenn es bei nur einer Aufgabe pro Tag bleibt, etablierst du auf diese Weise über die Zeit eine sehr effektive Angewohnheit, die das Potenzial zu mehr Glücklich-sein hat.
Hier findest du eine Vorlage für deine ganz persönliche „Küss-den-Frosch“-Liste (PDF).
„Glück ist eine Überwindungsprämie.“ Jens Corssen
Zugleich zahlt das Etablieren von positiven Angewohnheiten auf dein Selbstvertrauen (siehe Artikel „Du bist wertvoll“) ein. Indem du machst, was du dir vornimmst, lernst du dir selbst mehr und mehr zu vertrauen. Und von diesem gestärkten Selbstvertrauen profitierst du auch in anderen Lebensbereichen.
Beispiele für die „Küss-den-Frosch“-Liste:
- Keller / Dachboden ausmisten
- Fenster putzen
- Dokumenten-Ablage
- Steuererklärung
- Abonnements kündigen
- Vorsorgeuntersuchungen
- Finanzcheck
- Leergut wegbringen
Was steht auf deiner „Küss-den-Frosch“-Liste?
Eine interessante Beobachtung habe ich darüber hinaus gemacht. Wenn ein Tag so daher plätschert, schafft die Erledigung einer Aufgabe von meiner „Küss-den-Frosch“-Liste eine sofortige Veränderung meines Gemütszustands, von müde und lustlos zu lebendig und motiviert. Wenn das mal kein guter Grund ist dranzubleiben.
Welche ungeliebte Aufgabe erledigst du gleich heute?
Hinweis: Ansätze wie im Buch „Eat that Frog“ dargestellt, als auch andere gängige Zeitmanagement-Methoden, können helfen sind jedoch kein Wundermittel. Ob eine Methode hilft oder nicht ist sehr individuell. Auch können psychologische Komponenten wie z. B. eine Depression oder ADHS das Phänomen von Prokrastination mit beeinflussen. Wenn du schon viel ausprobierst hast und nichts so richtig funktioniert hat, möchte ich dir mit Respekt und Wohlwollen empfehlen, psychologische Unterstützung in Betracht zu ziehen.
Ich bin gespannt, welche Impulse der Artikel dir geschenkt hat und freue mich, wenn ich dich ein Stück des Weges zu mehr Lebensfreude und Selbstwirksamkeit begleite kann. Rufe mich gerne unter 0151/46525418 an oder schreibe mir eine E-Mail: info@elkendorf-coaching.de.
Du willst auf dem Laufenden bleiben?
Dann folge diesem Link zur Anmeldung für meinen Newsletter.
Herzliche Grüße
Vera Elkendorf
*Bildquelle: https://pixabay.com/de/photos/frosch-wasser-frosch-seerosen-2211972/