Im Detail wird deutlich, wie vielschichtig jede einzelne Säule, für sich genommen, ist. Zugleich zeigt sich auch die wechselseitige Wirkung aller Säulen aufeinander.
1. „Selbstakzeptanz“ meint die positive Einstellung zu sich selbst als Person. Frage dich unter anderem: Bin ich zufrieden mit mir, bin ich einverstanden mit mir, wertschätze ich mich, bin ich eins mit mir und fühle ich mich in mir selbst zu Hause?
2. „Selbstvertrauen“ bezieht sich auf die positive Einstellung zu den eigenen Fähigkeiten und Leistungen. Hier kannst du folgende Aspekte für dich reflektieren: Was kann ich gut, was mache ich gut, gelingt es mir etwas durchzuhalten und kann ich etwas auch wieder sein lassen?
3. „Soziale Kompetenz“ umfasst das Erleben von Kontaktfähigkeit. Wie ist dein Umgang mit anderen Menschen, fühlst du dich schwierigen Situationen gewachsen, gelingt es dir flexibel der Situation angemessen zu reagieren, nimmst du positive Resonanz war, kannst du Nähe und Distanz regulieren?
4. „Soziales Netz“ beinhaltet das Eingebunden sein in positive soziale Beziehungen und meint Liebesbeziehungen, ebenso wie die Beziehung zu Familie und zu Freunden. Frage dich: Auf wen kann ich mich verlassen, wer kann sich auf mich verlassen, wem bin ich wichtig, wer ist mir wichtig?
Steht dein Selbstwert auf stabilen Säulen?
Welche Säule könnte eine Stärkung gebrauchen?
Vor über 20 Jahren empfahl mir meine Therapeutin das Buch: „So gewinnen Sie mehr Selbstvertrauen“ von Rolf Merkle. Ich steckte mitten in einer Krise und wusste weder ein noch aus. Neben der großen Trauer um meinen plötzlich verstorbenen Vater, einer aufreibenden und schwierigen Partnerschaft, hatte ich mich mit meinem berufsintegrierten Studium und Vollzeitjob selbst an die Wand gefahren. In Vorbereitung auf einen Impulsvortrag, den ich zum Thema „Selbstwert” hielt, habe ich mal wieder in das obige Buch geschaut und mich an den Notizen und Erkenntnissen von damals erneut erfreut. Wow, seitdem ist viel passiert, es hat viel innere wie äußere Ent-Wicklung gegeben.
Jedoch ist, wie du oben gesehen hast, das Selbstvertrauen nur eine der vier tragenden Säulen unseres Selbstwert Hauses. Um stabil zu stehen, braucht unser Haus alle vier Säulen: Selbstakzeptanz, Selbstvertrauen, soziale Kompetenz und ein soziales Netz.
„Sei zu gleichen Teilen nach außen wie nach innen gerichtet.“ (Yogi Tee)
Damals, vor 20 Jahren, habe ich von diesem Modell (Selbstwert Haus) noch nichts gewusst. Ich wusste nicht, dass die Art wie ich selbst mit mir umgehe oder wie sich Beziehungen in meiner Außenwelt gestalten, etwas mit meinem Selbstwert zu tun haben. Bei mir gab es auch nicht nur eine wacklige Säule, irgendwie hatte alles miteinander zu tun und so machte ich mich auf den Weg. Ich holte mir therapeutische Unterstützung, nahm an Familienaufstellungen teil, besuchte Vorträge und Selbsterfahrungsseminare und sammelte Inspirationen für meine Persönlichkeitsentwicklung, wie andere Gegenstände. Schritt für Schritt ging ich meinen Weg und baute Stück für Stück mein Selbstwert Haus um.
Wenn ich auf die vergangenen zwei Jahrzehnte meiner inneren Reise zurückblicke, fügen sich die Teile mehr und mehr zu einem Gesamtbild zusammen. Alles hat seinen Platz und trägt auf seine Art und Weise zu mehr Stabilität meines Selbstwert Hauses bei.
„Die dramatischen Erlebnisse der Vergangenheit konnte ich in meinem Archiv der Erinnerung unterbringen. Sie sind nicht ausgelöscht, aber sie bilden auch keine dunkle Wolke über meinem Kopf, die mir die Sonne verdeckt.“ (Leon Weintraub)
Anfang 20 habe ich mich als „Opfer“ des Lebens und meiner Umstände gefühlt. Es hat viele Stunden der inneren Auseinandersetzung und unterschiedliche Formen von Unterstützung gebraucht, bis ich Stück für Stück meine Opfer-Identität hinter mir lassen konnte. Heute, und ich weiß das mag nicht für alle gleichermaßen gut hörbar, geschweige denn stimmig klingen, bin ich dankbar für alles, was mir widerfahren ist. Ja, ich habe meine Zeit gebraucht, definitiv, doch ich habe den „Mist“, den mir das Leben zugeteilt hat in Dünger verwandelt, der mir jetzt ein wunderbarer Nährboden für mein Leben ist.
“Suffering is optional.“ (Byron Katie Mitchell)
Nun sind es streng genommen gar nicht die äußeren Umstände, die uns im Weg stehen, es sind viel mehr unsere Reaktionen auf diese Umstände, die uns Leiden verursachen. Was heißt das konkret? Wir leiden nicht an den Dingen selbst, sondern daran, dass wir mit dem, was gerade ist, also der Realität, im Widerstand sind. Wir wollen nicht, dass der geliebte Mensch stirbt, dass die Beziehung scheitert, wir sagen nicht ja zu den Herausforderungen des Lebens, sondern klagen.
Susan Jeffers schreibt in ihrem Buch „Feel the fear and do it anyway“ hinter jeder Angst steckt die Angst, dass wir befürchten, dem, was dann geschieht, nicht gewachsen zu sein. Die Angst sagt: „Ich schaffe das nicht“. Susan Jeffers empfiehlt daher allen Menschen ein tägliches Mantra mit den Worten „I can handle it“ bzw. „Ich schaffe das“.
Doch wieso denken wir überhaupt, dass wir etwas nicht schaffen könnten?
„Das habe ich vorher noch nie gemacht, deswegen bin ich mir völlig sicher, dass ich es schaffe.“ (Pippi Langstrumpf)
Limitierende Glaubenssätze wie z. B. „Ich schaffe das nicht“, „Ich bin nicht liebenswert“ usw. entwickeln wir zumeist in der frühen Kindheit. Wir übernehmen Gedanken und Glaubenssätze unseres sozialen Umfeldes, ziehen unsere eigenen autonomen Schlüsse daraus und entwickeln über die Jahre mehr und mehr ein Bild von uns selbst, von unseren Mitmenschen und dem Leben an sich. Glaubenssätze wirken wie ein unerkannter Virus auf unser gesamtes Körper-Geist-Seele-System und damit wechselseitig auf alle vier Säulen unseres Selbstwert Hauses.
„Ich habe meinen Selbstwert gefunden, als ich mein Selbstmitleid, über das was mir andere oder das Leben angetan haben, in Dankbarkeit darüber, was ich in der Lage war, daraus zu machen, eingetauscht habe.“ (Vera Elkendorf)
Die gute Nachricht ist, auch wenn in uns allen viele dieser limitierenden unbewusst wirkenden Glaubenssätze schlummern, wir können diese verändern. Es braucht dafür Bewusstsein, Akzeptanz, Bereitschaft zur Veränderung und Ausdauer in Form von „Dranbleiben“. Wir bauen kein Fertighaus, wir renovieren ein Haus unter Denkmalschutz.
Am Anfang steht häufig die Verleugnung. Ich fühle mich als Opfer der anderen oder der Umstände und halte lieber an meinen Projektionen fest, anstatt mir an die eigene Nase zu fassen und in meine Selbstverantwortung zu kommen.
Dem folgt die Phase der Bewusstwerdung, ich erkenne, dass es wohl doch etwas mit mir zu tun haben muss, wenn ich wieder und wieder in solche Situationen gerate.
Dem folgt die Phase des Akzeptierens, ich bin du, du bist ich. Wir alle hadern immer und immer wieder mit dem Leben. Im besten Fall gelingt es uns, in dieser Phase unseren Gefühlen Raum zu geben, all die Wut, Angst und Traurigkeit bewusst zu fühlen. Denn dahinter, ganz anders als häufig befürchtet, wartet nicht ein tiefes schwarzes Loch, das uns verschluckt, sondern eine fast unbändige Lebenskraft. Gefühle wie Wut, Schuld, Scham und Depression sagen, wir haben den Kontakt zu uns, zum Leben verloren, so rufen sie uns zugleich dazu auf, wieder Kontakt mit uns und dem Leben aufzunehmen. In dieser Phase erkennen wir, welche alten Programme (Glaubenssysteme) uns unbewusst steuern und entdecken Stein für Stein unsere Kompetenzen und Ressourcen.
Jetzt sind wir bereit in die Phase der Veränderung einzutreten. Hier gibt es nach meiner Erfahrung viele Wege und nicht den einen, der für alle und jede Situation passend ist. Ich habe auf meiner eigenen inneren Reise viele Wege ausprobiert, so ich bin immer noch leidenschaftliche Sammlerin von Inspirationen für meine Persönlichkeitsentwicklung, es gibt so viel zu entdecken. Damals wie heute kann ich mich auf meine Intuition, wie auf eine Art innere Führung verlassen, und selbst wenn ich mal strauchle, habe ich über die Jahre gelernt, ich kann mir vertrauen und ich kann dem Leben vertrauen.
Nach dem wir die unterschiedlichen Phasen (verleugnen, bewusst werden, akzeptieren, verändern) durchlaufen haben, kommen wir zu der wohl wichtigsten Phase, der Phase des Dranbleibens. Doch ist sie nicht per se wichtiger als die anderen Phasen, sie wird nur von fast allen unterschätzt, deshalb lege ich auf diese am meisten Wert. Hier zeigt sich die wahre Bereitschaft zur Ent-Wicklung der eigenen Persönlichkeit. Bin ich es mir wert mich jeden Tag liebevoll zu umsorgen, mich mit positiven Gedanken aufzuladen? Bin ich mir täglich meiner Fähigkeiten und Leistungen bewusst? Umgebe ich mich mit Menschen, die mich schätzen und auf die ich mich verlassen kann? Bin ich bereit auf Menschen wohlwollend zuzugehen und dabei meine eigenen, wie auch die Grenzen der anderen zu wahren?
Wie es in dem wunderbaren Film „The Shift“ von Dr. Wayne Dyer heißt: “Völlig unvorbereitet beginnen wir den Nachmittag unseres Lebens. Schlimmer noch, wir tun dies in der falschen Annahme, dass unsere Wahrheiten und Ideale uns weiterhin dienen wie bisher. Aber wir können den Nachmittag des Lebens nicht nach dem Programm des Vormittags leben, denn was am Morgen noch großartig war, wird am Abend nur wenig bedeuten. Und was morgens noch wahr ist, entpuppt sich abends als Lüge.”
Unser Leben verläuft in Zyklen, nach der Ebbe kommt die Flut, wir kommen immer wieder an unseren Themen vorbei. Auch wenn es uns mit der Zeit gelingt, schneller durch die oben beschriebenen Phasen von: Verleugnung, Bewusstwerdung, Akzeptanz, Veränderung und Dranbleiben durchzukommen, können wir einzelne Entwicklungszyklen nicht überspringen. Auch „Gas geben“ hilft nichts, denn unsere Persönlichkeit entwickelt sich nach einem ganz eigenen, natürlichen Prozess. Ähnlich wie bei der körperlichen Fitness und dem Muskelaufbau braucht es stetiges Training mit regelmäßig neuen Impulsen und Reizen, damit wir uns auch in Krisen auf eine stabile Konstitution verlassen können.
„Federn lassen und dennoch schweben, das ist das Geheimnis des Lebens!” (Hilde Domin)
Ich begleite dich gerne auf deinem Weg zu einem stabilen und flexiblen Selbstwert, rufe mich gerne unter 0151/46525418 an oder schreibe mir eine E-Mail: info@elkendorf-coaching.de.
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Herzliche Grüße
Vera Elkendorf
* Bildquelle: https://pixabay.com/de/photos/rom-vatikan-treppe-italien-papst-5195046/