Dies bestätigt auch Don R. Catherall in seinem Buch „Emotionale Sicherheit – Affektive Kommunikation in Paarbeziehung und Paartherapie“ mit folgendem Satz: „Als sowohl kulturell wie auch biologisch soziale Wesen sind wir, um überleben zu können, auf die Zugehörigkeit zu sozialen Systemen ebenso angewiesen wie auf die Anerkennung eines gewissen Status und Wertes innerhalb dieser Systeme.“
Bei wem kannst du 100 % du selbst sein?
Wie verhält sich dieser Mensch konkret dir gegenüber, was dazu beiträgt?
Wenn ich an die Menschen denke, bei denen ich 100 % ich selbst sein kann, dann erfahre ich dort eine zugewandte, offene und wertfreie Haltung. Obwohl unser Erleben in einer Situation oder in einem bestimmten Kontext möglicherweise (stark) voneinander abweicht, kann ich auf ein tragfähiges Beziehungsfundament vertrauen. Der gegenseitige Blick richtet sich auf Gefühle und Bedürfnisse und nicht auf richtige oder falsche Ansichten.
Einander ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken, ist für mich ein weiterer sehr relevanter Verstärker für das Erleben von emotionaler Sicherheit. Wenn ich z. B. etwas von mir preisgebe oder meine Ansicht zu etwas vertrete, die vielleicht vom Gegenüber kontrovers erlebt/gesehen wird, hilft es mir sehr, wenn wir einander in dem Moment Zeit und Bedeutung schenken.
Wem schenkst du ungeteilt deine Aufmerksamkeit?
Dem steht gegenüber: parallel auf dem Handy tippen, auf jede Ablenkung reagieren oder einander unterbrechen, weil uns die Geduld fehlt, bis zum Ende zuzuhören. In einer Gruppe werden Randgespräche geführt oder die Augen gerollt. All dies mögen nur kleine Zeichen, vielleicht sogar unbewusst ablaufende Handlungen sein, doch der Sprechende spürt, dass der andere nicht wirklich zuhört, nicht ganz dabei ist. Je nachdem, auf welche Beziehungserfahrungen wir zurückblicken, werden wir uns zurückziehen, energischer sprechen oder sogar vorwurfsvoll reagieren. „Ja, aber ist das nicht normal“, magst du denken. Auch wenn wir dieses Verhalten fast überall beobachten können und es als normal abtun, frage ich dich: Trägt es auf hilfreiche Weise dazu bei, das wir uns voll zeigen können?
Immer unter Strom, an alles denken müssen, dieser „Mental Overload“ – auch am Wochenende – führt zu Dauerstress. Das Problem: Unser Organismus reagiert bei Herausforderungen und Bedrohungen nach dem gleichen biologischen Muster wie bei den menschlichen Vorfahren in der Steinzeit. Es werden alle Systeme aktiviert, die für die Bewältigung unmittelbar benötigt werden. Der Körper wird in Kampf- und Fluchtbereitschaft gebracht. Die Folgen auf unsere Gesundheit sind hinreichend bekannt. Doch welche Auswirkungen hat dieser Dauerstress auf unsere Beziehungen? In diesem archaischen Überlebensmuster, dem sogenannten Kampf-Flucht-Totstell-Reflex, sind wir zwar zu körperlichen Höchstleistungen fähig, jedoch kaum in der Lage, Gefühle und Bedürfnisse anderer wahrzunehmen und auf diese angemessen zu reagieren. Die Konzentration auf körperliche Höchstleistung, um zu überleben, hat bei unseren Vorfahren absolut Sinn gemacht. Ihre alltäglichen Herausforderungen waren anderer Natur. In unserer heutigen Zeit würde uns aber gerade die Fähigkeit zur Empathie und damit das Führen von emotional sicheren Beziehungen helfen, die Herausforderungen unseres Miteinanders zu bewältigen.
„Das Schönste, was du jemanden schenken kannst, ist Zeit. Denn damit schenkst du ein Stück von dir.“ (unbekannt)
Was heißt das nun für emotionale Sicherheit? Wenn mein Gegenüber oder ich gerade „gestresst“ sind, kann unsere Grundhaltung zwar zugewandt, offen und wertfrei sein, jedoch verhindert der innerlich erlebte Stress durch Aktivierung des Überlebensmodus unsere Fähigkeit zur Empathie. Somit spielt für die Fähigkeit, emotional sichere Beziehungen zu führen, nicht nur unsere empathische Begabung eine Rolle, sondern auch unser persönliches Stressempfinden.
Nun leben wir jedoch in einer Zeit, die von (Dauer-)Stress geprägt ist, und du magst dich fragen, was wir dagegen tun können. Vielleicht hast du aber auch schon eine hilfreiche Strategie zur Reduzierung deines Stressempfindens gefunden und praktizierst diese regelmäßig.
Was hilft dir, dein Stressempfinden runter und dein Empathievermögen hochzufahren?
Falls du schon viel ausprobiert, jedoch noch nicht das für dich „Richtige“ gefunden hast, dann ermutige ich dich, weiter zu suchen, auch außerhalb der bekannten und gängigen Verfahren, denn so wie das Empfinden von Stress individuell ist, ist auch das, was uns entspannt und dabei unterstützt abzuschalten, sehr individuell.
Und wenn du, so wie ich, ein Mensch bist, dem Struktur wichtig ist, dann hilft es dir vielleicht, für diese auch im zwischenmenschlichen Miteinander mehr zu sorgen. Anstatt frustriert zu sein, dass dein Gesprächspartner dir gerade nicht seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt, verabredet euch zum Gespräch, klärt zu Beginn, wie viel Zeit ihr habt, und achtet auch auf eine ausgewogene Redezeit. Nach meiner Erfahrung verändert das die Qualität des Gesprächs enorm und ermöglicht die Tiefe, die emotionale Sicherheit braucht.
Abschließend will ich noch einmal auf die Zutat hinweisen, die nach meiner Erfahrung ganz wesentlich zum Erleben von emotionaler Sicherheit beiträgt: die zugewandte, offene und wertfreie Haltung. Wenn du hierzu weitere Impulse suchst, sei beim nächsten kostenfreien Online-Einführungstraining in die Gewaltfreie Kommunikation dabei. „Gewaltfreie Kommunikation brauche ich nicht, ich bin doch nicht gewaltvoll!“, denkst du vielleicht. Ja, diese oder ähnliche Aussagen begegnen mir häufig, doch wie „gewaltvoll“ unsere Sprache ist, wird uns häufig erst klar, wenn wir uns über die Wirkung unserer Sprache bewusst(er) geworden sind. Nähere Informationen zum Training findest du hier (Link).
Ich freue mich zu erfahren, welche Impulse bei dir nachklingen. Rufe mich gerne unter 0151/46525418 an oder schreibe mir eine E-Mail info@elkendorf-coaching.de.
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Ich wünsche dir emotionale Sicherheit und Lebensfreude.
Herzliche Grüße
Vera Elkendorf