Viele Menschen schenken ihren Gefühlen wenig Beachtung. Sie nehmen ihre Gefühle nicht war und wollen insbesondere die starken Gefühle wie Wut, Angst oder Trauer am liebsten direkt wieder loswerden. Sie wissen mit ihren Gefühlen nichts anzufangen und versuchen sich auf unterschiedliche Art und Weise abzulenken. Einige lassen sich von ihren Gefühlen derart überwältigen, dass sie das Steuer für ihr Leben gleich mit abgegeben haben. Dabei überhören sie die Botschaft, die ihre Gefühle ihnen überbringen wollen. Botschaften, die uns allen in dieser hochkomplexen Welt zur Selbststeuerung guttun würden. Gefühle wie z. B. ich bin neugierig, lebendig, glücklich, zufrieden oder mutig, sagen eines oder mehrere Bedürfnisse sind gerade erfüllt. Gefühle wie z. B. ich bin müde, ärgerlich, bestürzt, einsam, zögerlich, traurig, sagen eines oder mehrere Bedürfnisse sind gerade nicht erfüllt.
Mit welchen Worten beschreibst du deine Gefühle?
Zu Beginn ist der Gefühlswortschatz vieler meiner Klienten und Klientinnen ebenso wie bei den Teilnehmenden, meines mehrteiligen Trainings für Gewaltfreie Kommunikation (GFK), klein. Das ist kein Wunder, leben wir doch in einer Welt in der Gefühle als zu persönlich betrachtet werden und große Sorge besteht, dass man sich damit verletzlich macht.
Auf die Frage wie geht es dir, sagen die meisten gut, schlecht oder geht so. Doch weder „gut“ noch „schlecht“ geschweige denn „geht so“ bezeichnet ein Gefühl. Zwar mögen mir diese Worte erste Hinweise auf den Gefühlszustand meines Gegenübers geben, doch ob hinter „gut“ froh, inspiriert oder lebendig steckt, bzw. ob hinter „schlecht“ traurig, wütend oder deprimiert steckt, weiß ich nicht. Dank der GFK habe ich nicht nur erkannt, warum mich derartige Aussagen schon lange traurig stimmen, sondern auch wie ich damit umgehen kann. Erstens – Nicht die Aussage macht mich traurig, sondern weil dies mein Bedürfnis nach Verbundenheit und Echtheit nicht erfüllt. Zweitens – Ich kann, wenn ich merke, dass mir Verbundenheit fehlt, achtsam nachfragen. Wenn ich dich z. B. fragen würde, „wie geht es dir?“ und du antwortest, „ach geht so, ich bin froh, dass die Feiertage rum sind“, spüre ich möglicherweise, wie ich traurig werde und unsicher bin, weil ich nicht weiß, wie es dir wirklich geht. Vielleicht nehme ich wahr, dass mein Bedürfnis nach Verbundenheit, Klarheit und Echtheit nicht erfüllt ist und so entscheide ich mich, dich zu fragen: „wenn ich dich sagen höre, du bist froh, dass die Feiertage rum sind, dann klingt das für mich, als wärst du erschöpft, weil du in den letzten Tagen keine Ruhe für dich gefunden hast, ist das so?“.
Neben Ehrlichkeit und Empathie hat die GFK zum Ziel in Verbindung zu sein. So ist es nicht wichtig, ob ich mit meiner Wahrnehmung, dass du erschöpft bist und Ruhe brauchst, richtig liege, viel wichtiger ist, dass Verbindung meine Motivation ist, denn dadurch öffnet sich der Raum, in dem du ergründen kannst, was du brauchst und wie du selbst zur Erfüllung dieser Bedürfnisse beitragen kannst.
Doch was hat all das mit dem Sinn in unserem Leben zu tun. Auf der Suche nach dem was für dich Sinn macht und mit dessen Ausführung du deinem Leben Sinn verleihst, sind deine Gefühle der Motor, der dich schneller ans Ziel bringt. Wenn du weißt, was dich z. B. inspiriert, lebendig und entspannt zugleich macht, dann ist das wie, als hättest du die Autobahn zu deinem Nordstern gefunden. Dir mag auf deiner Reise noch das eine oder andere Hindernis begegnen, vielleicht musst du auch dein Tempo für eine Weile drosseln, weil eine unerwartete Baustelle die Spur verengt, doch im Kontakt mit deinen Gefühlen wirst du stets wissen, was richtig im Sinne von richtungsweisend für dich ist.
„Völlig unvorbereitet beginnen wir den Nachmittag unseres Lebens. Schlimmer noch, wir tun dies in der falschen Annahme, dass unsere Wahrheiten und Ideale uns weiterhin dienen wie bisher. Aber wir können den Nachmittag des Lebens nicht nach dem Programm des Vormittags leben, denn was am Morgen noch großartig war, wird am Abend nur wenig bedeuten. Und was morgens noch wahr ist, entpuppt sich abends als Lüge.“ (aus dem Film “The Shift from Ambition to Meaning”, Dr. Wayne Dyer)
Wenn du zu den Menschen gehörst, die sich die Frage nach dem Sinn in ihrem Leben bisher noch nicht gestellt haben oder noch nicht stellen musste, weil das Leben bisher so seinen Lauf genommen hat, dann findest du dich möglicherweise im obigen Zitat wieder.
Nach dem ich in 2011 meinen Nordstern oder wie wir in der Transaktionsanalyse sagen „Genius“ gefunden habe, ist der innere Kern stabil geblieben. Jedoch hat sich die Art und Weise wie ich diesen ins Leben bringe über die Jahre gewandelt und wird es sicherlich auch zukünftig tun. So ermutige ich dich, egal ob du deinen Sinn gefunden hast oder noch auf der Suche danach bist, nutze die Botschaft deiner Gefühle, um dich immer wieder nach deinem Nordstern auszurichten.
Mit den nachfolgenden zwei Übungen lade ich dich ein, deinen Gefühlswortschatz zu trainieren:
Gefühlswortschatz
- Schreibe 5 Minuten alle Gefühle auf, die dir einfallen.
- Kreise nun jene Gefühle ein, die du in den letzten 24 Stunden bei dir wahrgenommen hast.
- Wähle nun ein Gefühl aus, dass du für dich näher ergründen möchtest.
- Mit Hilfe der GFK-Bedürfnisliste (Link zum PDF), frage dich, wenn ich … (Gefühl von 3.) bin, welches meiner Bedürfnisse ist dabei erfüllt / nicht erfüllt?
- Häufig sind bei starken Gefühlen mehrere Bedürfnisse erfüllt bzw. nicht erfüllt. Notiere dir daher alle Bedürfnisse, die in der jeweiligen Situation zu dem von dir ausgewählten Gefühl gehören.
- Gratulation du hast die Botschaft hinter dem Gefühl in der jeweiligen Situation aufgedeckt. Nun liegt es an dir, was du daraus machst.
Richtungsweisendes Ritual
- Erinnere dich an eine angenehme oder an eine unangenehme Situation.
- Wie hast du dich gefühlt? Bitte werfe einen Blick auf die GFK-Gefühlsliste (Link zum PDF), um deinen Gefühlswortschatz zu erweitern.
- Für welche erfüllten oder unerfüllten Bedürfnisse (Link zum PDF) steht dieses Gefühl?
- Gratulation du hast die Botschaft hinter diesem Gefühl auch in dieser Situation aufgedeckt. Nun liegt es an dir, was du daraus machst. Frage dich, wie du selbst dazu beitragen kannst, dass sich deine Bedürfnisse mehr erfüllen?
Wir alle sind in abhängigen Beziehungen aufgewachsen, viele von uns denken bis heute – egal wie alt sie sind-, dass wir andere Menschen brauchen, um uns unsere Bedürfnisse zu erfüllen. Dies macht uns unfrei, denn aus dieser Abhängigkeit sind wir bereit alles zu tun, damit unsere Bedürfnisse erfüllt werden. Doch als Erwachsener Menschen, können wir uns all unsere Bedürfnisse selbst erfüllen. Vielleicht müssen wir uns dafür von den bisher bevorzugten und sehr liebgewonnenen Strategien zur Bedürfniserfüllung verabschieden, doch zugewinnen gibt es eine Menge, z. B. Autonomie, Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit.
Hast du Lust mehr über die Gewaltfreie Kommunikation zu erfahren und wie wir dadurch zu mehr Selbstwirksamkeit und Lebensfreude gelangen können? Dann sei am Mittwoch, 11. Januar 2023 (18 bis ca. 20 Uhr) beim kostenfreien Einführungstraining in die Gewaltfreie Kommunikation via Zoom dabei. Melde dich unter: info@elkendorf-coaching.de an. Nähere Informationen findest du hier.
Ich freue mich zu erfahren, was du von diesem vierten GFK Impuls für dich mitgenommen hast. Schreibe mir oder rufe mich an, ich freue mich darüber mit dir ins Gespräch zu kommen und dich ein Stück des Weges zu begleiten. Du erreichst mich unter 0151/46525418 oder info@elkendorf-coaching.de.
Du willst auf dem Laufenden bleiben?
Dann folge diesem Link zur Anmeldung für meinen Newsletter.
Herzliche Grüße
Vera Elkendorf
Dein Coach für mehr Lebensfreude