Lass uns dazu erst einmal einen kurzen Blick auf das Wesen von Fragen stellen.
Welche Frage-Formen kennst du?
Sicherlich hast du gerade an unterschiedliche W-Fragen, wie z. B. an Fragen mit Was, Wann, Wie, Wo, Wofür, Wozu und Warum gedacht. Fragen lassen sich auch in offene, schließende und geschlossene Fragen unterteilen oder in Formen wie rhetorische Fragen, Gegenfragen, hypothetische Fragen und so weiter.
Wie geht es dir mit „Fragen“?
Sind sie für dich eine hilfreiche Strategie, um mehr zu erfahren und zu lernen, mehr Klarheit zu gewinnen oder in Kontakt zu treten? Vielleicht findest du Fragen aber auch unangenehm und fühlst dich etwas unbehaglich bei der Beantwortung von Fragen.
Beobachte dich selbst und andere in den kommenden Tagen, wie sie mit dem Wesen von Fragen umgehen.
„Beinahe jede Frage ist „Wolfssprache“, wenn die andere Person nicht mit dem Bedürfnis dahinter verbunden ist.“ (Marshall B. Rosenberg, Gründer der Gewaltfreien Kommunikation (GFK)).
Was ist konkret mit diesem Zitat gemeint?
Im Sinne der GFK sind Fragen „Bitten“. Und eine Bitte stellen wir erst, wenn wir sicher sind, dass die andere Person das Bedürfnis dahinter sehen kann. So lädt die GFK uns auch an dieser Stelle als Erstes dazu ein, uns unserer Bedürfnisse bewusst zu werden und Klarheit darüber zu gewinnen, worauf wir konkret Resonanz möchten.
So kannst du dich z. B. fragen: „Für welches meiner Bedürfnisse stelle ich diese Frage? Zu welchem meiner Bedürfnisse trägt der andere bei, wenn er mir meine Frage beantwortet?“
Wofür ist das wichtig?
Die GFK möchte unser Bewusstsein dafür schärfen, dass Menschen gerne und freiwillig zum Leben anderer beitragen, wenn sie sich der Bedürfnisse, die sich dadurch erfüllen, bewusst sind. Wenn ich also deutlich mache, welches Bedürfnis hinter meiner Frage steht bzw. welche meiner Bedürfnisse sich durch die Beantwortung dieser Frage erfüllen würden, erhöhe ich die Wahrscheinlichkeit, dass der andere gerne und freiwillig zu meinem Leben beiträgt.
Der Gewinn ist also offensichtlich. Fragen, die das dahinterliegende Bedürfnis beinhalten, erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass wir bekommen, was wir wollen. Mehr noch, wir sparen wertvolle Zeit und Energie durch die Reduzierung möglicher Missverständnisse und sich daraus ergebender Konflikte.
Doch kein Gewinn ohne einen Preis, oder?
Nach meiner Erfahrung ist der Preis der vorübergehende Verlust von „einfach so daher plappern“ und damit einer Art „Unbedarftheit“ im Umgang miteinander. „Giraffisch“ mit sich selbst und anderen zu sprechen, sich der Wirkung der eigenen Worte bewusst zu sein, ist wie das Erlernen einer neuen Sprache. Wir müssen eine gewisse Zeit deutlich mehr Energie aufbringen und stetig üben, bevor wir ebenso fließend „giraffisch“ wie „wölfisch“ sprechen können.
„Für Menschen, die perfekt sein wollen, ist jeder Fehler eine Tragödie.“ (Marshall B. Rosenberg)
Neben der Einladung, sich der dahinter liegenden Bedürfnisse einer Frage bewusst zu werden, führt Marshall B. Rosenberg aus, dass insbesondere Warum-Fragen „wölfischer“ Natur sind. Hier ein paar Beispiele: “Warum kommst du zu spät?, “Warum hast du noch nicht geantwortet?” und “Warum hört mir nie jemand zu?”. Denn hinter einer Warum-Frage liegt (fast) immer der Vorwurf, dass der andere es hätte anders/besser machen können und somit mit seinem Handeln einen Fehler begangen hat.
Beurteilungen von „falsch“ und „richtig“ gibt es in der GFK jedoch nicht. Das Leben ist ein Prozess und mit dem Wissen von heute hätten wir damals anders gehandelt. Doch sehr wahrscheinlich hatten wir dieses Wissen damals noch nicht oder wir hatten andere „gute“ Gründe, warum wir trotz dieses Wissens anders gehandelt haben.
Ich bin gespannt, welche Beobachtung du in den nächsten Tagen machst, wenn du deine Aufmerksamkeit auf diese spannenden Facetten lenkst. Wenn du magst, lass mich gerne daran teilhaben!
Hast du Lust, mehr über die Gewaltfreie Kommunikation zu erfahren und wie du dadurch zu mehr Selbstwirksamkeit und Lebensfreude gelangen kannst? Dann sei beim nächsten kostenfreien Online-Einführungstraining in die Gewaltfreie Kommunikation am Dienstag, 5. September 2023 von 18:00 bis ca. 20:30 Uhr dabei. Melde dich unter: info@elkendorf-coaching.de an. Nähere Informationen findest du hier.
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Herzliche Grüße
Vera Elkendorf
Dein Coach für mehr Lebensfreude