Wenn es uns bei den von uns selbst veranlassten Entscheidungen schwer fällt zwischen „Kamel anbinden“ und „Gott* vertrauen“ zu wählen, wie ergeht es uns erst, wenn in unserem direkten Umfeld Veränderungen anstehen? Was wenn Ihr Partner z. B. für den Job in eine andere Stadt zieht, Ihre Kinder sich während der Pubertät immer mehr abnabeln oder Ihr Job in Folge einer weitreichenden umstrukturiert nicht mehr sicher ist? Wie gehen Sie mit dieser Art Unsicherheit um, versuchen Sie das „Kamel“ anzubinden oder vertrauen Sie auf „Gott*“?
„Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“ (Reinhold Niebuhr)
Ich war Spezialistin im „Kamel anbinden“, gerne auch die „Kamele“ meiner Mitmenschen. Es waren ein paar schmerzliche Erfahrungen nötig, bis ich erkannte, dass ich mich hier nicht in meiner Angelegenheit (lesen Sie hierzu meinen Artikel “Selbstverantwortung leben“) und damit auch nicht in meinem Verantwortungsbereich befand. Eine dieser schmerzlichen Erfahrungen durften meine Mutter und ich miteinander machen. Sie pflegte damals schon einige Jahre meine Oma bei sich zu Hause. Meine Oma war an Demenz erkrankt und konnte nicht mehr alleine für sich sogen. Für meine Mutter war es selbstverständlich, dass sie sich der Betreuung und Pflege meiner Oma widmete und ihr eigenes Leben hinten anstellte. Ein Pflegeheim kam aus diversen Gründen für sie nicht in Frage. Die Dauerbelastung wurde über die Jahre so hoch, dass ich meine Mutter fast nur noch abgeschlagen und belastet erlebte. Eines Tages zog ich die Reisleine und entschied meine Oma in einem Heim unterzubringen. Auch wenn ich meine Mutter um ihre Zustimmung bat, wusste ich vorher, sie würde keine Kraft haben, sich gegen diesen Schritt aufzubäumen. Sie sagte nicht „nein“, aber sie sagte auch nicht „ja“. Ich dachte ich tue das Richtige, ich dachte ich muss meine Mutter vor sich selbst schützen, damit sie wieder zu Kräften kommt und unter der Pflege meiner Oma nicht selbst kaputt geht.
Doch meine Mutter kam nicht wieder zu Kräften, sie blühte auch nicht auf, wie ich es mir erhofft hatte. Ihre Schuldgefühle meiner Oma gegenüber waren so groß, dass es ihr ohne meine Oma schlechter ging, als mit ihr. Seit dem weiß ich, wie töricht es ist, für jemand anderen Entscheidung zu treffen. Auch dann, oder gerade dann, wenn es gut gemeint ist.
„Bist du geduldig zu warten bis der Schlamm sich setzt und das Wasser klar ist?“ (Lao-tse)
Wenn heute mal wieder die Pferde mit mir durchgehen wollen und ich auf die Idee komme das „Kamel“ anderer anzubinden, frage ich mich: „In wessen Angelegenheit bin ich gerade?“. Häufig ist die Antwort klar und ich muss mir eingestehen, dass ich mich in den Angelegenheiten des Anderen aufhalte. Wenn es mal nicht so klar ist, helfen mir die Fragen: „Was ist das schlimmste was passieren kann? und „Wovor habe ich Angst?“. Im Falle meiner Mutter, hatte ich Angst, dass sie all ihre Kraft und Aufmerksamkeit meiner Oma widmet und ich selbst zu kurz komme. Auch hatte ich Angst sie würde unter der Dauerbelastung zukünftig selbst Pflege benötigen.
„Reden fruchtet nur, wenn das Herz bereit ist, zu verstehen.“ (unbekannt)
Nach dem ich erkannt hatte, dass mich meine Angst „zu kurz zu kommen” und die Sorge „ mein Leben selbst hinten anstellen zu müssen“ zu diesem übergriffigen Verhalten gebracht hatte, konnte ich offenen Herzens auf meine Mutter zu gehen und ihr mein großes Bedauern über mein Handeln ausdrücken. Dies ermöglichte uns, die Sichtweisen des anderen zu hören. Durch diese Erfahrung erkannte ich, ich kann meiner Mutter ihr Leben zu trauen und ich kann mir mein Leben zu trauen. Seither weiß ich „dem Anderen sein Schicksal zutrauen“ gehört zu den größten Geschenken, die wir einander machen können.
„Wachstum erfordert einen kurzfristigen Verzicht auf Sicherheit.“ (unbekannt)
Auch mein eigenes Leben verlief viele Jahre unter dem Motto „Kamel anbinden“. Bis ich eines Tages ebenfalls erkennen durfte, es kommt erstens anders und zweites als man denkt. Um wirkliches „Gott-Vertrauen“ zu entwickeln, war es nötig meine Komfortzone zu verlassen. In 2010 ging ich für ein Jahr unter dem Motto „der Plan ist keinen Plan zu haben“ auf Reisen. Weit weg von der Heimat und allem was mir lieb und teuer war, blieb mir nichts anderes übrig, als Gott* zu vertrauen und mich vom Fluss des Lebens tragen zu lassen.
„Auf dem Weg deiner Bestimmung wird für dich gesorgt.“ (unbekannt)
Rückblickend kann ich demütig anerkennen, damals wie heute, die wirklich bedeutsamen Begegnungen und Entwicklungen in meinem Leben wurden von „Gott*“ gelenkt, nicht von mir. In meinem Lieblingsfilm „The Shift“ von Dr. Wayne Dyer habe ich dazu ein passendes Zitat gefunden: „In den ersten 9 Monaten, vom Moment der Empfängnis bis zu unserer Geburt, war für jede unserer Entwicklungen gesorgt. Warum sollte es nach Geburt anders sein?“
„Erfolg ist das was folgt, wenn du deiner Bestimmung folgst.“ (Dieter Lange)
„Kamel anbinden“ und „Gott* vertrauen“ Sie wollen erfahren was das konkret für Ihr Leben bedeutet? Dann rufen Sie mich gerne unter 0151/46525418 an oder schreiben Sie mir eine E-Mail info@elkendorf-coaching.de. Ich freue mich auf Sie.
Mit herzlichen Grüßen
Ihre Vera Elkendorf
Ihr Coach für mehr Lebensfreude
* Hinweis: „Gott“ ist für mich konfessionsfrei und steht in diesem Kontext für „sich dem Fluss des Lebens anvertrauen und hingeben“.