Im ersten Schritt identifizierst Du die negativen Gefühle, die in Dir schlummern. Einige davon wirst Du ad hoc notieren können, da sie Dir bewusst und vertraut sind, zu anderen hast Du nicht direkten Zugang, da sie in Deinem Unterbewusstsein wirken. Wie Du auch zu diesen Gefühlen Zugang findest, erfährst Du in einem meiner nächsten Artikel.
Im zweiten Schritt geht um die Erforschung der dahinter liegenden Bedürfnisse dieser negativen Gefühle. Ein positives Gefühl drückt ein erfülltes Bedürfnis aus, ein negatives Gefühl hingegen ist Ausdruck eines nicht erfüllten Bedürfnisses. Ein Beispiel zur Veranschaulichung. Ich bin fröhlich, leicht und beschwingt, wenn mein Bedürfnis nach Wirksamkeit erfüllt ist. Ich bin traurig und erschöpft, wenn es nicht erfüllt ist. Oder anders gesagt, wenn ich mich ärgere, weil mein Kollege kurzfristig nicht zu unserer gemeinsamen Veranstaltung kommt, dann ist möglicherweise mein Bedürfnis nach Wertschätzung und Unterstützung nicht erfüllt, da ich den Termin nun alleine leiten muss. Vielleicht bin ich zusätzlich noch ängstlich, weil ich mir Sorgen mache, ob ihm etwas zu gestoßen ist. Mein Bedürfnis nach Sicherheit ist nicht erfüllt.
Fallen Dir noch weitere Bedürfnisse ein, die für Dich persönlich in dem beschriebenen Fall nicht erfüllt wären?
Wie Du siehst kann das dahinterliegende Bedürfnis unterschiedlich sein. Deshalb ist sehr wichtig, genau hinzuschauen, denn möglicherweise verbirgt sich hinter dem offensichtlichen Ärger den jemand ausdrückt Angst, Traurigkeit oder Überforderung.
Erinnere Dich als Test an eine Verhaltensweise, die in Dir negative Gefühle auslöst. Falls Dir spontan kein Ärgernis einfällt, denke an eines der folgenden: zu spät kommen, fehlerhafte Arbeitsergebnisse, die offene Zahnpasta-Tube, Brotkrümel, „Raser“ oder „Schleicher“ auf der Autobahn oder die leere Toilettenpapierrolle. Greife Dir einfach eine Sache raus, über die Du Dich auch schon mal geärgert hast.
Schließe nun für einen Moment die Augen und stelle Dir die Situation mit all ihre Facetten vor.
Frage Dich nun: „Welches meiner Bedürfnisse ist nicht erfüllt, wenn …?“
In diesem PDF findest Du eine Übersicht an Bedürfnissen, die aus Sicht der Gewaltfreien Kommunikation (nach Marshall B. Rosenberg / GFK) wesentlich sind. Schau Dir die Liste auf der Suche nach den in Deinem Fall unerfüllten Bedürfnisse an und notiere Dir alle, die dich ansprechen. Hast Du die für Dich relevante Bedürfnisse gefunden?
Dann freue Dich über die neuen Einsichten, die Du durch diese kleine Übung gewinnen konntest. Du weißt nun, dass diese Bedürfnisse sowohl von positiven als auch negativen Gefühlen in Dir getriggert werden können, je nach dem ob das Bedürfnis erfüllt oder nicht erfüllt ist.
„Alles was nicht Liebe ausdrückt, ist ein Schrei nach Liebe.“ (unbekannt)
Die Welt der Bedürfnisse bzw. der Bedürfnis-Sprache hat mir viel Klarheit geschenkt. Klarheit darüber was für mich essentiell ist. So weiß ich worauf ich täglich achten darf, damit es mir rundum gut geht. Diese Klarheit ermöglicht es mir auch meinen Lieben gegenüber zu sagen, was ich brauche und was sie, wenn sie mögen, dazu beitragen können mein Leben noch wunderbarer zu machen. Denn ich kann nicht davon ausgehen, dass mein Lieben wissen, was ich brauche. Dies auszudrücken und für die Erfüllung meiner Bedürfnisse zu sorgen, ist alleine meine Aufgabe.
Konflikte, wie wir sie im zwischenmenschlichen Bereich zuhauf erleben, entstehen meistens aufgrund der Art und Weise wie wir unsere Bedürfnisse erfüllen. Ein Bedürfnis nach Ruhe ist für uns alle nachzuvollziehen, möglicherweise aber nicht die Art und Weise wie ich mir dies am liebsten erfülle. Wenn ich z. B. ein Bedürfnis nach Ruhe habe, kann ich früh schlafen gehen, einen Waldspaziergang machen oder meditieren. Wahrscheinlich fallen Dir spontan noch weitere Wege ein, wie Du Dir das Bedürfnis nach Ruhe erfüllst. Seitdem ich das verstanden habe, hat sich mir eine ganz neue Perspektive eröffnet. Es war wie als hätte sich eine Tür geöffnet, die mir ermöglicht hat hinter die Verhaltensweise meiner Mitmenschen zu blicken. Insbesondere hinter jene Verhaltensweisen die mir aufstoßen. Zugleich habe ich dadurch ein Werkzeug zur Selbstregulation gewonnen. Denn anstatt mich länger zu grämen, dass ich mich in dieser oder jener Situation nicht optimal verhalten habe, kann ich mich nun fragen, welches Bedürfnis habe ich mir auf diese Weise versucht zu erfüllen und war ich damit erfolgreich. Vielleicht erkenne ich dadurch, dass ich damit nur kurzfristig erfolgreich bin, aber mein längerfristiges Ziel dabei verfehle.
„Du kannst Dich jederzeit entscheiden, wie Du die Worte Deines Gegenübers aufnimmst, die Macht liegt bei Dir.“ (Marshall B. Rosenberg)
Kennst Du Deine Bedürfnis und kannst Du sie gegenüber Deinen Mitmenschen authentisch und wertschätzend vertreten? Wie das geht, erfährst Du in meinem Seminar „Raus mit der Sprache!“.
Du hast Fragen oder Anregungen – ich freue mich von Dir zu hören unter 0151/46525418 oder zu lesen unter info@elkendorf-coaching.de.
Mit herzlichen Grüßen
Vera Elkendorf
Dein Coach für mehr Lebensfreude