Es beeindruckte mich, wie sich mein Blick auf mein Leben schlagartig veränderte, als ich die mir zur Verfügung stehende Zeit gedanklich begrenzte. Mein Jahresmotto 2019 war damit geboren. So klebte ich in meinem 2019er Wochenkalender einen gelben Zettel mit der Frage: „Wenn ich nur noch ein Jahr zu leben haben, dann …? Meine Gedanken, Überlegung, Vorhaben und Entscheidungen dazu notiere ich seitdem auf der Freitext Seite des Kalenders.
Und während ich gerade diesen Artikel schreibe, frage ich mich, welche Auswirkung dieses Gedanken-Experiment auf die großen Lebensbereiche hat. Alexandra Reinwarth bringt es mit der folgenden Formel auf den Punkt:
Wie
Wo
mit Wem
und von Was
… will ich leben?
Wenn ich in 12 Monaten aus diesem Leben ausscheide, wäre ich glücklich mit meinen bis dahin getroffenen Entscheidungen? Oder müsste ich rückblickend feststellen, dass Angst, Stolz und die Sorge vor Verlust viel zu häufig meine Berater gewesen waren?
„Am Ende bereuen wir nicht die Dinge die wir getan haben, sondern jene die wir nicht getan haben.“ (unbekannt)
Damit ich eines Tages nicht bereue, meine Herzenswünsche nicht verfolgt gehabt zu haben, habe ich schon vor vielen Jahren eine sogenannte „Bucket-List“ erstellt. Ich erinnere mich an diesen Tag noch wie gestern. Ich saß mit meiner Mutter zusammen und sie fragte mich, was ich nun mit meiner vielen Freizeit machen wolle? Ich hatte zuvor 5 Jahre berufsintegriert studiert und kaum Zeit für weitere Aktivitäten gehabt. So überlegten wir gemeinsam welche Träume ich als Kind hatte, was ich gerne gemacht habe und was in den letzten Jahren auf der Strecke geblieben war. Das Ergebnis war ein Liste mit Dingen, die ich noch mal probieren wollte, wie Klavier spielen und reiten. Beides hatte ich als Kind gerne gemacht und dann zu früh aufgegeben. Auch stand auf der Liste kellnern, denn ich war als Kind schon mit Kellnerschürze und Portmonee ausgestattet durchs Haus gelaufen, habe Getränkewünsche aufgenommen und den Tisch abgeräumt. Auch fand sich der Punkt „Buch schreiben“ auf der Liste, sowie einiges andere. Wenn ich heute einen Blick auf diese Liste werfe, erkenne ich drei Dinge. 1. Einiges davon habe ich seither ausprobiert (wie z. B. reiten und kellnern) und kann es von der Liste streichen. 2. Manche Dinge verändern sich mit der Zeit, wie z. B. Klavier spielen. Ich liebe Klaviermusik, am liebsten als Solo. Doch bin ich nicht bereit meine Freizeit in Übungszeit umzuwandeln. Lieber höre ich zu wenn andere spielen, am liebsten hier https://www.solopianoradio.com, während ich einen Artikel schreibe oder andere meiner Herzenswünsche verfolge. 3. Wenn die verbleibende Zeit nur noch 12 Monate sind, dann sind manche Dinge, wie möglicherweise die ganze Welt zu bereisen nicht mehr umsetzbar, aber vielleicht auch nicht mehr bedeutsam. So träume ich nun davon, einige Wochen in einem kleinen Häuschen direkt am Strand zu leben und danach einige Woche in den Bergen, um z. B. ein Buch zu schreiben, denn dies steht 1. immer noch auf der Liste, 2. hat im Hinblick auf die begrenzte Zeit an Bedeutung dazugewonnen und 3. ist innerhalb von 12 Monate absolut möglich.
Was steht auf Ihrer „Bucket-List”, wenn Sie nur noch 12 Monate zu leben hätten?
Noch mal zurückzukommen auf die obige Formel:
Wie
Wo
mit Wem
und von Was
… will ich leben?
Wissen Sie es?
Als ich die Formel das erste Mal gelesen habe, wurde mir klar dass ich direkt sagen konnte, mit wem und von was ich leben will. Schwieriger war es mit dem „Wie“ und damit auch in gewisser Weise mit dem „Wo“. Zwar gab es ein paar lose Phantasien dazu, auch sprachen mein Mann und ich über unser Wohn- und Arbeits-Konzept, wenn wir auf unserer Spaziergang-Route wieder einmal an den zwei Häusern vorbei kamen, die unserer Vorstellung nach am besten dieser Idee entsprachen. Doch kaum hatten wir die Häuser passiert, war auch der Gedanke wieder weg. Aus irgendeinem Grund habe ich mir nicht erlaubt weiter zu träumen. Ich dachte mir, irgendwann wird uns das richtige Objekt schon finden.
Dank des Gedanken-Experiments, habe ich nun aber keine Zeit mehr darauf zu warten, bis mir das Objekt auf dem Silbertablett präsentiert wird. Diese Erkenntnis setze so viel Energie frei, dass ich schon wenige Sekunden später bei einer Immobilien-Such-Plattform unsere Suchkriterien eintippte. Die beachtliche Trefferliste machte mir deutlich, unser Traum vom Leben und Arbeiten unter einem Dach ist gar nicht so unerreichbar wie gedacht. Eigentlich ist es genau das Gegenteil, zum Greifen nah. Bei einem Objekt schlugen unsere Herzen gleich einige Beats höher, sodass wir uns kurz darauf mit den Grundrissen auf dem Tisch ein genaueres Bild machten. Unserer Phantasie waren keine Grenzen gesetzt. Ich konnte die Nacht vor Aufregung kaum schlafen und mein Mann berichtet mir am nächsten Morgen, dass er heute Nacht von dem Haus geträumt hat.
Aus meiner Erfahrung als Coach weiß ich natürlich, dass derartige Fragen zum richtig Zeitpunkt gestellt, wie Magie wirken können. Gute Fragen haben die Kraft, den geistigen Nebel, der uns in Form von Zweifeln, Unsicherheit und Verwirrung begegnet, im Nullkommanix wegzupusten. Und wir können uns kaum dagegen wehren, denn es ist wissenschaftlich erwiesen, dass unser Gehirn sich sofort mit der Beantwortung einer Frage beschäftigt, wenn diese zu uns durchdringt.
Zu einem bewussteren Leben finden viele Menschen auch nach einer einschneidenden Erfahrung. Bestimmt kennen Sie mindestens eine Person, die dank einer solchen Erfahrung ihr Leben umgekrempelt hat und sich seither nicht mehr mit Menschen oder Dingen abgibt, die ihr nicht gut tun. Mir erging es nach dem plötzlichen Tod meines Vaters ähnlich. Diese Erfahrung hat mein Leben wie kaum etwas anderes geprägt. Heute, 15 Jahre später, muss ich jedoch gestehen, dass ich in der Rückschau zu viele Tage meines Lebens einfach nur hinter mich bringen wollte, weil sie nicht nach meiner Vorstellung verliefen – welch eine Vergeudung. Jetzt wo ich nur noch ein Jahr zu leben habe, gewinnt selbst der Alltag wieder an Glanz. Die banalsten Tätigkeiten werden zum Spiel und unser Heim genieße ich nochmal in vollen Zügen, wer weiß wie lange wir noch hier wohnen werden.
Wenn Sie nur noch ein Jahr zu leben hätten, was würden Sie dann tun?
Vielleicht sind Ihnen beim Lesen direkt erste Ideen gekommen und Sie sind gleich voll mit eingestiegen. Vielleicht grübeln Sie auch gerade und wundern sich, dass Ihnen dazu nicht sofort etwas einfällt. Hier habe ich Ihnen meine Hitliste an derartigen Fragen (Link zum pdf) zusammengestellt. Ich bin mir sicher, Sie finden darin die eine oder andere Frage, die Ihr Unterbewusstsein aus der Reserve lockt. Ich wünsche Ihnen damit viel Freude – Lebensfreude!
Ich freue mich darauf zu erfahren, welche Veränderungen dieses Gedanken-Experiment bei Ihnen auslöst – lassen Sie mich daran teilhaben.
Mit herzlichen Grüßen einen guten Start ins neue Jahr
Ihre Vera Elkendorf
Ihr Coach für mehr Lebensfreude