Es ist ungefähr ein Jahr her, dass ich gefragt wurde, ob ich Lust habe die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) einer Projektgruppe aus Doktorandinnen und Doktoranden aus dem Fachgebieten Informatik und Mathematik in Englisch in einem Kurz-Vortrag darzustellen. Ich überlegte nicht lange und sagte ja, wohlwissend, dass es mich eine Menge Arbeit und Überwindung kosten würde, diese mir so wichtige Materie in Englisch darzustellen. In den ersten Wochen war ich Feuer und Flamme und tauchte noch mal richtig tief in die Materie ein. Ich hörte unterschiedlichste Vorträge von Marshall Rosenberg (Gründer der GFK), lass Bücher, durchforste alte GFK-Ausbildungsunterlagen und entwickelte ein Konzept für diesen zweistündigen GFK-Vortrag in Englisch. Die Vorbereitungen liefen gut, doch als mir klar wurde, dass es nun auch langsam an der Zeit war den theoretischen Teil zu verlassen und ins aktive Üben zu kommen, wurde mir angst und bange. Ebenso wie das freie Sprechen vor Menschen gehörte auch das Sprechen in Englisch nicht zu den Fähigkeiten, die ich in der Schulzeit lernte. Vor 12 Jahren entschied ich mich dies zu ändern und reiste ein Jahr durch mehrere englischsprachige Länder. Doch leider waren seitdem wieder viele Jahre vergangen, in denen ich kaum Englisch gesprochen hatte. Mein passiver Wortschatz war immer noch gut, doch der aktive Wortschatz war eingeschlafen. Was tun? In meinem Umfeld gibt es viele Menschen, die gut Englisch sprechen, auch Muttersprachler, dennoch fiel es mir schwer mich zu überwinden und um Unterstützung zu bitten. Als der für November geplante GFK-Vortrag dann erst mal ins nächste Jahr verschoben wurde, war ich erleichtert. Auch wenn ich diese Herausforderung weiterhin meistern wollte, war ich doch froh noch etwas mehr Zeit zu haben. Ich nutze die Zeit und bot in den kommenden Wochen mehrmals den Vortrag in Deutsch als kostenfreies zweistündiges Online-Einführungstraining in die GFK an. Das Interesse war groß und so konzipierte ich auch gleich ein 6-teiliges Vertiefungstraining, welches in 2022 das erste Mal stattfand. Im März wurde ich dann gefragt, ob ich bereit wäre, den aus November verschobenen englischen Online-GFK-Vortrag auch in Präsenz im Rahmen eines zweitägigen Projekt-Retreats zu halten. Nun wurde es also ernst. Ich realisierte, dass ich weiterhin Lust hatte den Vortrag zu halten und doch war meine Sorge groß, dass mein Englisch nicht dafür ausreichen würde, den Zuhörenden die GFK verständlich und inspirierend zu vermitteln.
„Wer etwas will, der findet Wege. Wer etwas nicht will, der findet Gründe.“ (Götz Werner)
Nach dem ich dies erkannte und mich erneut entschied die Chance, wieder ein Stück über mich hinauszuwachsen, anzunehmen, wurde ich kreativer und vor allem mutiger bei der Lösungsfindung.
Ich erinnerte mich daran, dass ich – wie schon damals während meiner Weltreise – in einem englischsprachigen Land sein muss, um wirklich mit der Sprache in Kontakt zu kommen. So entschied ich mich nochmal an einen Ort zu reisen, an dem ich mit Freude und Leichtigkeit Englisch gesprochen hatte. Kanada, die Rocky Mountains, standen schon viele Jahren wieder oben auf der Reise-Liste, jetzt war der richtige Zeitpunkt gekommen.
Zugleich wurde mir klar, dass vor Ort sein allein nicht ausreichen wird, ich musste dort auch Englisch sprechen und am besten über Nonviolent Communication (NVC) also die GFK. Während meiner Reise in 2010 lernte ich Holly, eine Frau aus Calgary, kennen. Wir trafen uns auf einer kleinen Insel vor Kanada (Denman Island) während eines Yoga Retreats, welches sie leitete, und verstanden uns auf Anhieb. Wie der Zufall es wollte, hatte ich gerade in den letzten Wochen häufiger den einen oder anderen Post von ihr auf Facebook gesehen. So ergriff ich die Chance, an unsere Begegnung vor 12 Jahren anzuknüpfen und wieder mit ihr ins Gespräch zu kommen. Als ich sie fragte, ob sie Lust hätte sich mit mir zu treffen, wenn ich in Kanada bin, sagte sie sofort „ja“. In einem längeren Video-Telefonat bot sie mir dann sogar an, meine Zeit in Kanada bei ihr zu verbringen. Obwohl wir uns kaum kannten, waren wir uns beide sicher, dass es „gut“ werden würde. Im Mai war es dann soweit, ich flog zu ihr nach Calgary. Bevor ein falscher Eindruck entstehen konnte, erzählte ich ihr, was der Hauptgrund und Ziel meiner Reise sei. Ich hatte Glück, sie war sehr neugierig was sich genau hinter NVC verbarg und in den darauffolgenden 2,5 Wochen sprachen wir täglich über diese so tiefgreifende Materie.
Insbesondere mit den eigenen Bedürfnissen in Kontakt zu kommen und wahrzunehmen, welche Bedürfnisse hinter den Handlungen anderer stecken, war für sie einer von vielen Eye-Opener, die sie für sich fand. Doch es war nicht nur für sie ein, wie sie es nannte, Intensiv-Kurs in NVC, auch ich lernte bei unseren Wanderungen in den Rocky Mountains, beim Kochen und gemeinsamen Essen im Gespräch über NVC sehr viel. Ich beschäftige mich schon ein Jahrzehnt mit der GFK, doch manche Aspekte sind erst beim Suchen nach den „richtigen“ Worten in Englisch wirklich in mir angekommen. Nach wenigen Tagen konnte ich wieder an die Freude und Leichtigkeit Englisch zu sprechen anknüpfen und genoss die vielen Möglichkeiten, die mir Holly bot, das Thema in Englisch mit ihr als auch ihren Freunden zu vertiefen.
Zurück in Deutschland wurde die Zeit bis zum großen Tag, an dem der englische Live-Vortrag stattfinden sollte, knapp. Nachdem ich fast überschwänglich zuversichtlich zurückkehrte, holten mich nach ein paar Tagen die Sorge „es nicht gut genug zu machen“ doch wieder ein. Doch an „Aufgeben“ dachte ich nicht. Nun hatte ich fast ein Jahr dieses Thema mit mir herumgetragen, nun wollte ich es auch „hinter mich bringen“. Doch ich wollte es auch „gut“ machen. Zum Glück hatte ich vorgesorgt und mit meinem Englischlehrer, bei dem ich in Calgary einen einwöchigen Sprachkurs besuchte, einige Übungsstunden vereinbart. Auch gab mir meine kanadische Freundin, Holly, die Möglichkeit, diesen Vortrag online als eine Art „Preview“ vor ihren Freunden und Klienten zu halten.
Vor einer knappen Woche war es dann soweit. Ja, ich war aufgeregt und zugleich ruhig, denn ich wusste ich kann mich auf mein Know-how und die intensive Spracherfahrung der letzten Wochen verlassen. Und es lief gut :-).
„Wir verlieren nie! Wir gewinnen oder wir lernen.“ (unbekannt)
Ich möchte diesen Satz etwas abwandeln: Wir gewinnen und wir lernen – immer. Denn im Rückblick ging es gar nicht so sehr um diesen einen Moment, in dem ich vor dieser Gruppe die Gewaltfreie Kommunikation in Englisch vorgestellt habe. Es ging vornehmlich darum, dass ich mich getraut habe diese Herausforderung anzunehmen und dass ich, trotz Selbstzweifel am Ball geblieben bin. Und es ging um all die Geschenke, die mir auf dem Weg zum Ziel offenbart wurden. Ich habe so viel über mich gelernt und all diese Erfahrungen und Erkenntnisse, packe ich nun mit großer Dankbarkeit in mein inneres Schatzkästchen.
Durch welche Herausforderungen bist du über dich hinausgewachsen?
Welche Geschenke sind dir auf dem Weg zu diesem herausfordernden Ziel begegnet?
Vor einiger Zeit ist mir mal der Satz begegnet, dass wir durch die Überwindung unserer Ängste zu unserer größten Macht gelangen. Ob Konfuzius das mit dem uns allbekannten Satz “Der Weg ist das Ziel“ sagen wollte? Ich kann in jedem Fall sagen, dass ich über mich hinausgewachsen bin und dabei gelernt habt, dass meine Fähigkeit zu inspirieren nicht auf meine Muttersprache beschränkt ist.
Übrigens hier findest du die Termine für das nächste kostenfreies Online-Einführungstraining in die Gewaltfreie Kommunikation. Nähere Informationen findest du ebenso über diesen Link. Bist du dabei?
Du bist ebenso herzlich willkommen direkt zu mir ins Coaching zu kommen. Ich freue mich dich ein Stück des Weges zu begleiten. Du erreichst mich unter 0151/46525418 oder info@elkendorf-coaching.de.
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Herzliche Grüße
Vera Elkendorf
Dein Coach für mehr Lebensfreude